Wankel-Jahrestreffen
22.-25.05.2015 in Molzhain/Westerwald
Bericht von Reiner Nikulski
Nach genau 10 Jahren luden Monika und Wolfgang Dingeldein erneut zum Wankeltreffen in den rauen Westerwald ein. Die Erinnerung an das tolle Gelände und schöne Straßen in hügeliger, einsamer Landschaft ließen die Vorfreude entsprechend ansteigen. Zumal sich das Treffen dieses Mal wegen des Pfingstmontags über ganze vier Tage erstreckt hat.
Typische Westerwald-Bundesstraße: Vor allem mit einem kleinen Gespann wundert man sich, dass es recht zäh voran geht! Des Rätsels Lösung: Schon in dem vorderen Bereich geht es mit 5 % bergan, um dann da hinten auf satte 12 % anzusteigen. Und zwar kilometerlang! Höchster Punkt ist die düstere Fuchskaute, ein erloschener Vulkan. |
Immer wieder beeindruckend ist der Anstieg von Herborn in den hohen Westerwald. Auf vollen 15 km Länge geht es mit bis zu 6 % bergan, ebenfalls auf einer geraden, sehr breiten Straße ohne jegliche Unterbrechung durch Kurven oder gar Serpentinen. Ein extremer Volllasttest für die 27 PS. Vor allem dann, wenn im Seitenwagen neben dem ganzen Campinggeraffel zwecks konspirativem Transfer in das Land der Eidgenossen auch noch ein sauschwerer Suzuki Wankelmotor liegt. Die ganz weitläufige Landschaft lässt dies alles recht unspektakulär und harmlos aussehen. Kein Wunder, dass vor dem Umbau des Ortseingangs regelmäßig bremsenlose Laster in dieses Herborn hineingerauscht sind.
Als krasses Gegenteil dazu gibt es winzig kleine
Nebenstraßen, auf denen man sogar noch Brückchen aus dem vorletzten
Jahrhundert findet.
Die Verkehrsdichte ist so gering, dass man sich für solche Fotofaxen
locker Zeit lassen kann. Im Hintergrund die für den Westerwald typischen
offenen Viehweiden.
Das Gelände des Freizeitheims Molzhain ist für unser Treffen ideal geeignet. Ein größerer befestigter Platz bietet Platz für Wohnmobile und Transporter - bei unserem Altersdurchschnitt wird das immer wichtiger. Eine großzügige Küche mit Speisesaal garantiert perfekte Versorgung. Eine überdachte Grillstelle samt Feuerstelle lässt auch bei Regen Lagerfeuerromantik zu. Per Achse Angereiste können sich in Hütten einmieten. Und für die wenigen verbliebenen Zeltler steht jenseits des Bachlaufs eine große Rasenfläche zur Verfügung. Darauf findet sich auch ein Bolzplatz mit Spielgeräten.
Letzteres wird für uns wieder wichtiger werden! Denn inzwischen kommen die ersten Enkel mit den Großeltern mit! Der Bach schimmert unübersehbar rötlich-rostig, nicht nur Spa hat also sein "Eau Rouge". Das Rot ist ein deutliches Zeichen für das hier vorhandene Eisenerz, das früher auch in größerem Stile abgebaut wurde. So manches Besucherbergwerk und zu Denkmälern gewordene Fördertürme zeugen davon. Inzwischen ist hier aber alles, wie so vieles in Europa, stillgelegt worden.
Zünftig: Verglaster Speisesaal mit direktem Ausblick auf Fuhrpark und abendliche Landschaft. Die Versorgung mit deftiger Westerwälder Hausmannskost und Grillgut war, wie schon vor 10 Jahren, einmalig. |
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Bei einem abendlichen Verdauungsspaziergang auf die Bank oberhalb von Dorf und Mühle konnte man ob dieser friedlichen Idylle leicht in Melancholie verfallen. Ein paar Gäule auf der Weide und eine Gruppe Kinder mit Hund waren die einzige Bewegung weit und breit. Da aber die Gegend sogar von allen Satelliten verlassen zu sein schien, konnten einige ihre Panik ob der Netzlosigkeit nur schwer verbergen.
Ganz anders wiederum die Samstagnacht. Da veranstaltete der MC Abschwarter auf dem nahegelegenen Sportplatz sein jährliches Bikerfest. Die Liveband erfreute das gesamte Tal, und besonders in den schallechten Zelten konnte man AC/DC & Co. bis in das Morgengrauen genießen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass für jeden etwas dabei war.
Verglichen mit vor 10 Jahren nimmt die Beteiligung an unseren Treffen jedoch spürbar ab. So manche Charakterköpfe fehlen einfach. Verwundern muss uns das nicht. Die aktuelle Zeit der W 2000 und auch unsere Jugend war vor satten 40 Jahren - unglaublich, aber wahr! Auch auf Nachwuchs brauchen wir nicht zu hoffen. Das Thema hatten wir ja schon mal in den Wankel News. Wer von uns hätte sich denn bei dem Angebot in den 1970ern für eine 500er DKW von 1935 interessiert?
Der Schein des klein gewordenen Kreises trügt jedoch. Es ist wirklich erstaunlich, was in der Szene alles für hochwertige Arbeiten laufen. Da werden Werkstoffanalysen gemacht, von unseren uralten Teilen entstehen CAD-Zeichnungen, auf der Heimfräse wird konturgeschliffen, es laufen Beschichtungsversuche - teilweise sogar in der Garage, modernste Lamellen-Reibpartner werden angepasst, professionelle Reparaturen von Teilen wie Unterdruckdose und Kupplungsmechanismus werden durchgeführt, einwandfreie Sitzbank-Neuaufbauten entstehen usw. usw. Da dies natürlich alles auf Privatinitiative und auch ohne Garantie auf Erfolg probiert wird, seien hier auch keine weiteren Details verraten. Da muss man schon selbst zum Treffen kommen! I-Phone und Google-Recherche helfen da nicht viel weiter. Auf jeden Fall - und das freut die Techniker unter uns besonders - braucht sich unsere IG im "Club der Rotarier" nicht vor den gewiss nicht unprofessionellen Arbeiten bei den RO80- und Wankel-Spider-Kollegen zu verstecken.
Fachsimpeln, Studieren, Tratschen, Begutachten. |
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Bei einem gemütlichen Kaffee flicken. |
Oder einfach nur cool sein. |
Auch
viele besondere Fahrzeuge oder schöne Umbauten waren wieder dabei!
Low
Rider Gespann und Café-Racer kamen per Achse aus Lübeck.
Die
Büffeltruppe: |
Über
die zwei existierenden Norton Wankel Gespanne gab es zu aktuellen Zeiten
nur Gerüchte. |
Und
noch ein Cafe Racer aus dem Norden. |
Seltene
Gelegenheit: |
Eine Gelbe, Rote, Schwarze und Blaue: das gab es schon lange nicht mehr so dicht beieinander!
Stilechte Vorserie! |
Eine Schwarze im Soziusbetrieb. |
Die ganze Truppe abfahrbereit vor dem Freudenberger Technikmuseum.
Besonders schön war auch, dass recht viele Leute die Gelegenheit zu den von Wolfgang perfekt organisierten Ausfahrten am Samstag und Sonntag wahrgenommen haben. So viele fahrende W 2000 hatten wir schon lange nicht mehr auf einem Haufen!
Mit dem kleiner werdenden harten Kern und dem inzwischen 33. IG-Wankeltreffen wird es für die Jury immer schwieriger, den Wanderpokal zu vergeben. Inzwischen hat ihn nämlich fast jeder schon einmal gehabt. Die Wahl fiel dieses Mal auf Martin mit seinem schönen Wankelgespann, einem treuen Besucher seit ewigen Zeiten.
Es sei natürlich auch erwähnt, dass unsere treuen Freunde aus dem UK, aus Frankreich, Belgien, der Schweiz und den Niederlanden wieder dabei waren!
Bleibt nur noch, den Organisatoren Wolfgang und Monika nochmals herzlich zu danken. Es war eine tolle Sache und top organisiert. In zehn Jahren dann wieder in Molzhain! Merkt euch den Frühsommer 2025 also schon mal vor!
Bericht von Wolfgang Dingeldein aus Veranstalter-Sicht
© 2015 Reiner Nikulski - Hercules Wankel IG - letzte Aktualisierung am 17.06.2015