"Rotary Gulasch" - Wankelrenner auf dem Pannoniaring, Mai 2015
von Ralph Schelle

Immer mit Pokalen heimzukommen, ist auch irgendwie langweilig. Daher entschloss sich das Team zur Teilnahme an Rennen, in denen es mehr als schwierig ist, einen Podestplatz zu ergattern. Dies ist beispielsweise bei den Cup-Rennen von "Grab-the-flag" der Fall.

Die Regularien der Cup-Rennserie sind schnell erklärt: Um am Jahresende Cup-Meister in seiner Klasse (in unserem Fall "classic 350") zu werden, sollte man über das Jahr in insgesamt 6 Rennen in Ungarn, der Slowakei und in Kroatien fleissig Punkte sammeln. Der Cup beginnt in Ungarn. Ich würde an dieser Stelle gerne den Ort nennen, doch leider ist dessen Name derart konsonantenfrei, dass zu befürchten ist, geneigte Leser erleiden beim Artikelschmökern ernsthafte Augenverknotungen. Daher verzichte ich auf die Erwähnung dieses ungarischen Ortsnamens und verweise einfach darauf, dass wir im Mai 2015 auf dem Pannonia-Ring starteten.

Da jedem bewusst war, dass wir in diesem Starterfeld, da leistungsseitig unterlegen, kaum mithalten können, wurde frühzeitig ein richtig heißer Rennmotor mit geänderten Steuersystemen hergerichtet. Leider schaffte es dieser nicht rechtzeitig über die Hürden des internen Qualitätsmanagements, so dass das blue rotary team eben doch auf den Motor der 2014er Saison zurückgreifen muss - und in Ermangelung genügend hoher Motorleistung auf Regen hofft, da das blue rotary team bekanntermaßen wenigstens auf nasser Straße meist vorne mitspielt. Wankelrenner zum Pannonia-Ring
Das Auto ist mit den beauty-cases der Fahrer schon reichlich befüllt.
Und jetzt sollen auch noch die Ersatzteile eingeladen werden!

   Wankelrenner zum Pannonia-Ring

      Start zum Pannonia-Ring

Im ersten Rennen bleibt jener Regenwunsch unerfüllt. Da es bei diesen Kurzrennen auch keine Boxenstopps gibt, genießen wir auch keinen Vorteil durch unser gut eingespieltes Boxenteam. Jetzt wird es eng, denn in einem Rennen zu bestehen, in welchem die Teilnehmer der vordersten Startreihe um satte 18 Sekunden pro Runde (in Worten: ACHTZEHN!) schneller sind als wir, ist nicht eben die leichteste Aufgabe.

Das Starterfeld ist, da zwei Klassen gleichzeitig fahren, mit 43 Maschinen prall gefüllt. Wir fahren in unserer classic-350-Klasse "nur" gegen 17 direkte Gegner - und stehen im Zweiklassen-Gesamtfeld auf Startplatz 27.

Wankelrenner zum Pannonia-Ring

   Wankelrenner zum Pannonia-Ring

UND START! Das ist unglaublich! Mike schießt durch das Starterfeld und - ich weiß, dass diese Metapher abgenudelt ist, aber der Vergleich mit dem durch die Butter fahrenden heißen Messer ist hier wirklich angebracht. Von allen 43 Startern ist Mike (zumindest augenscheinlich) der Schnellste (... manchmal ist es einfach gut, seine Chancen zu nutzen, auch wenn es gar keine gibt!).

Mikes fulminanter Startvorgang basiert auf 3 Vorgängen:

Erstens ist Mike ein reaktionsschneller Starter (30 Jahre lang Übung in der ersten Startreihe des Münchner Feierabendverkehrs)

Wankelrenner am Pannonia-Ring

   Wankelrenner am Pannonia-Ring


Wankelrenner am Pannonia-Ring

   Wankelrenner am Pannonia-Ring Ganz schön laut hier ...

Zweitens hat unsere Wankel aufgrund ihres Durchzuges und ihrer relativ kurzen Übersetzung eine wirklich gute Beschleunigung

Drittens haben die meisten Anderen schlicht ein ablauftechnisches Problem:
Wenn 43 Rennmaschinen gleichzeitig starten, liegt deren Motorenlärm auf Gehörruinierungs-Niveau. Den eigenen Motor noch ausreichend wahrzunehmen, ist jetzt fast unmöglich. Und so kommt es, dass die meisten Fahrer, jener akustischen Rückmeldung gänzlich beraubt, ihren Motor im Eifer des Gefechts in für die Beschleunigung unsinnige Drehzahlhöhen hochjagen. Eine Situationsverbesserung könnte ein flüchtiger Blick auf den Drehzahlmesser erwirken - leicht gesagt, denn im dichten Getümmel will verständlicherweise ein jeder sein Augenmerk auf die ihn umgebenden Motorräder haben. Mike aber hat wohl konkurrierende Mitstreiter und den Drehzahlmesser im Blick, schießt kraft seiner sinnig gewählten Schaltpunkte gekonnt durch das Starterfeld und setzt sich um über 5 Plätze nach vorne!

Beim zweiten, am Sonntag stattfindenden Rennen hofft das Team natürlich abermals auf regnerischen Beistand von oben. Der Belag auf der Rennstrecke von Pannonia ist bei Nässe glatt wie kein anderer. In der Folge würden einige Starter gar nicht antreten; andere würden ihr Moped in der Durchschnittsgeschwindigkeit eines Rollators bewegen. Wie zögerlich die anderen Mitfahrer bei Regen sind, zeigt das Training am Sonntagvormittag. Kein einziges Motorrad ist auf der inzwischen nassen Strecke - einzig und alleine die Rennwankel zieht einsam ihre Trainingskreise.

Mit gänzlich freier Fahrt zieht Mike seine Runden und testet, was geht. Ganz spät trauen sich dann doch noch eine halbe Handvoll anderer Motorräder raus. Der Rest bleibt sorgenvoll im Fahrerlager. Jetzt scheinen wir in den Genuss zweier Vorteile zu kommen. Erstens werden wir im Gegensatz zu einigen Mitstreitern bei Regen fahren. Zweitens trainierten fast nur wir auf nasser Strecke.

Wankelrenner am Pannonia-Ring

Weiter gehts nicht: Abrieb bis zur Reifenkante ...

   Wankelrenner am Pannonia-Ring

Dumm nur, dass die Rennstrecke zu Beginn des zweiten Rennens leider wieder trocken ist... So startet Mike zwar wieder gut, muss jedoch einen Großteil der Meute ziehen lassen. Mitten im Rennen kommt es zu einer Situation, in welcher sich in einer Kurve ein Motorrad an Mike vorbeimogelt, worauf dieser kurz seine Ideallinie verlassen muss. Die Nicht-Ideallinie führt leider direkt ins Kiesbett. Dieses ist in Pannonia derart weich und tief, dass man sein Moped allein kaum mehr rausschieben kann. So kommt es neben ein paar Verkleidungskratzern auch zum unverhofft baldigen Rennende für das blue rotary team und in der Folge auch vorübergehend zu einer minderguten Laune des Fahrers.

Nach dem Rennen geht die Rauferei der wilden Meute noch weiter. Bei Mike finden sich 2 Fahrer ein, die vom Team unschwer identifiziert werden: Es sind die Betreiber der Aermacchi und der Morini, welche im Rennen immer dicht hinter Mike herfuhren - was des Wankelfreunds Herz sehr erfreute, war doch deutlich zu erkennen, dass deren Maschinen auf den Geraden kein Quentchen schneller waren, und man sah auch, dass deren Fahrer zwar nicht schlecht waren, aber Mike war eben vorne und zum Überholen reichte weder deren Motorleistung noch deren Fahrkönnen.

Gleichwohl monierten sie nun, dass sie "kein schönes Rennen gehabt" hatten und dass Mike sie doch "hätte vorbeilassen müssen". Eine reichlich skurrile Forderung, die allenfalls bei einem Überrundeten gelten könnte, aber Mike war ja nicht überrundet, sondern hatte schlicht und ergreifend die Nase vorne. So endet jener Disput in gegenseitigem Anmaulen, und, jetzt mal unter uns: Auch in dieser Disziplin geht Mike als klarer Sieger hervor (30 Jahre lang Übung im Münchner Berufsalltag).

Was die Cup-Bilanz anbelangt, lautet die Gesamtbilanz 2015:

Rennen 1:    1 Punkt

Rennen 2:    0 Punkte

Moment, Taschenrechner, das ist dann in der Summe, ähm: 1 Punkt.

Mmh! Doch etwas weniger als erwünscht.

   Team mit Wankelrenner am Pannonia-Ring

Wir werden es in den nächsten Cup-Rennen durch das stetige Belegen der ersten Plätze egalisieren müssen. Was schwierig werden wird. Mike hat "Rücken-Aua" und fällt bis auf Weiteres aus.

© 2015 Ralph Schelle - Hercules Wankel IG

Letzte Aktualisierung am 11.01.2016  

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