Kurzer geschichtlicher Abriss zu den Nürnberger Hercules Werken:
Die Nürnberger Hercules Werke wurden 1886 als Fahrradfabrik gegründet. Etwa zur gleichen Zeit etablierten sich in Nürnberg weitere Fahrradfabriken, so z. B. die Victoria Werke, so dass sich Nürnberg allmählich um die Jahrhundertwende (1900) zum damaligen Zentrum der deutschen Zweiradindustrie entwickelte. Die Motorradfertigung wurde ab 1905 aufgenommen, wobei Motoren von Zulieferern zum Einsatz kamen - eine Modellpolitik, die später beibehalten wurde. Erst ab Ende der 1920er Jahre wurde die Motorradfertigung ausgedehnt, wobei erstmals auch Einbaumotoren von Fichtel & Sachs verwendet wurden. Daneben wurden für die hubraumstärkeren Modelle von 250 bis 500 cm³ Motoren, z. B. von JAP zugekauft.

Ende der 1930er Jahre stellte man aber die Fertigung mehr und mehr auf die einer boomenden Nachfrage unterliegenden Modelle mit 98 cm³ um. Hier kam der damals sehr berühmte Sachs-Einbaumotor zum Einsatz. Fichtel & Sachs in Schweinfurt fertigte auch die noch kleineren Motoren für die Modellpalette der Motorfahrräder.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen wiederum Modelle mit 98 cm³ Sachs-Motor zur Fertigung, aber auch eine 125er mit JLO-Motor (Modell 312) wurde ins Programm genommen. Die Fahrradfertigung wurde übrigens seit der Firmenentstehung permanent beibehalten.

Bis Ende der 1950er Jahre kamen viele weitere Modelle in der Hubraumklasse zwischen 100 und 250 cm³ (z. B. Modelle 318 und 322) hinzu. Herausragend bewährte sich die ab 1957 eingeführte K 100, der direkte Urahn aller späteren Motorradmodelle mit Sachs-Motoren.

 

ehem. Nürnberger Hercules Werke
Alte Werksanlage
Der allgemeine Niedergang der Motorradindustrie folgte in den 1960er Jahren, weil die Nachfrage nach Autos steil anstieg. Das Motorrad war damals als Freizeitgerät noch nicht allgemein entdeckt und galt fortan als notdürftiges Fortbewegungsmittel einer aussterbenden Minderheit. Hercules und auch andere Hersteller konzentrierten daher ihre Produktpalette auf den wachsenden Mofa-, Moped- und Kleinkraftradsektor mit 50 cm³. Bei Hercules gab es aber in den folgenden Jahren immer auch ein Straßenmodell mit 100er, später mit 125er Sachs-Motor. Auch ein Roller war im Programm. Daneben wurden reine Wettbewerbsmaschinen für Geländefahrer und Moto Cross von 50 bis 175 cm³ gefertigt. Neben einer großen Zahl von Privatfahrern war sogar ein offizielles Werksteam von Hercules über lange Jahre im Geländesport sehr erfolgreich aktiv!
ehem. Nürnberger Hercules Werke
Werkshalle im Jahr 2001
Zudem wurde bei Hercules über viele Jahre das Bundeswehr-Krad mit 125, später mit 180 cm³ gefertigt.

Die Zusammenarbeit mit Sachs wurde in den 1960er Jahren so stark intensiviert, dass irgendwann die Hercules Werke durch die Fichtel & Sachs AG komplett übernommen wurden, um Marktanteile zu bündeln. Gleichzeitig wurden von Sachs auch die Rechte an der früheren Zweirad-Union und damit auch die Markennamen wie DKW, Victoria und Express übernommen.

ehem. Nürnberger Hercules Werke

ehem. Victoria-Werkshalle 2001

Ab 1974 wurde die Hercules Wankel 2000 ins Fertigungsprogramm aufgenommen. Leider blieb deren Erfolg am Markt aus, so dass bereits 1977 von Sachs entschieden wurde, die Wankelmotorenentwicklung für den Motorradsektor wieder aufzugeben. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Neuentwicklungen, wie z. B. der Sachs KC 30 - ein Wankelmotor, der axial auf einer 250er Getriebeeinheit des Geländemaschinen-Zweitaktmotors über einen Kegeltrieb montiert worden war - fast bis zur Serienreife gediehen. Sie kamen aber nicht mehr zur Serienfertigung, es verblieb bei reinen Versuchsmaschinen. Im Versuch lief zu dieser Zeit übrigens auch ein Motorrad mit einem abgewandelten Rahmen der Wankel 2000, das mit einem 350er Zweitaktmotor ausgerüstet worden war!

ehem. Nürnberger Hercules Werke - vor Abriss im Jahr 2004

Im Werks-Schaufenster fanden sich Mitte der 1990-er Jahre noch Neufahrzeuge!

 

ehem. Nürnberger Hercules Werke - vor Abriss im Jahr 2004

Kurz vor dem Abriss (2004)

Die große Zeit der Zweitakter war aber im Motorradsektor inzwischen vorüber - nicht zuletzt wegen der verschärften Abgasnormen. So wurde auch die Fertigung des 125er Straßenmodells im Jahr 1979 aufgegeben. Inzwischen ist durch Umfirmierung der 1990er Jahre der Name Hercules quasi verschwunden. Die Nachfolgefirma läuft jetzt unter der Markenbezeichnung Sachs Bikes und baut inzwischen auch wieder große Motorräder, allerdings mit Einbaumotoren von japanischen Herstellern!

© 2004 Webmaster Hercules Wankel IG - letzte Aktualisierung am 09.07.2005  

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