Bremsscheibenbauarten bei der W 2000
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Hercules hat während der
kurzen Produktionszeit der Wankel die Bremsscheibe mehrfach geändert.
Insgesamt kamen drei verschiedene Versionen in den Einsatz. Die Abmessungen
blieben aber prinzipiell gleich: 300 mm Außendurchmesser, Breite der
Lauffläche 50 mm.
Version 1:
Diese Bremsscheibe neigte sehr stark zur
Rostbildung auf der Oberfläche. Das Material entsprach dem der typischen
PKW-Bremsscheiben der 1970er Jahre. Schon bei harmlosen
Spritzwassereinflüssen bildete sich eine hässliche Oxydschicht, die sich oft
garnicht mehr richtig wegbremsen ließ. Der Rost setzte sich zudem sehr
schnell in den Bremssattelschächten ab, mit der Folge, dass der Sattel
während der Fahrt fest werden konnte, weil die Bremsklötze in den Schächten
blockierten. Die unten gezeigte Bremsscheibe war nur 3.000 Km an einer
Maschine im Einsatz! Die Oberfläche ist gleichmäßig so stark korrodiert, dass eine
weitere Benutzung nur noch nach einem Überarbeiten auf der Drehbank möglich
wäre!
Version 2:
Diese Bremsscheibe entspricht technisch der
Version 1. Sie ist jedoch aufgrund der oben geschilderten Probleme von Sachs
ab Werk hartverchromt worden. Dadurch stieg die Materialstärke von 6 mm auf
6,2 mm. Die Hartchromschicht ist also ca. 0,1 mm stark. Etwa ab der Fahrgestell-Nr. 480 000 500 wurden diese Scheiben anstelle der Version 1
eingebaut. Das Rostproblem war damit weitgehend behoben. Erst nach höherer
Laufleistung schleift sich die Chromschicht allmählich ab und das Material
wird dann wieder rosten. Die nachfolgend abgebildete Scheibe hat ca. 24.000
Km gelaufen. Die Chromschicht ist schon zu einem großen Teil aufgebraucht
(vor allem im unteren Teil). Zudem hat die Maschine über einen längeren
Zeitraum ohne fachgerechte Konservierung gestanden. Die Bremsklötze wurden
nicht in die Schächte zurückgedrückt und haben aufgrund ihrer aggressiven
Materialzusammensetzung Rostnarben hinterlassen (siehe Mitte links), die
sich kaum noch entfernen lassen und im Fahrbetrieb möglicherweise
Bremsenschütteln und höheren Belagverschleiß verursachen.
Wegen
der sehr glatten Chrombeschichtung ist übrigens die Bremswirkung der Version
2 etwas geringer als bei der Version 1.
Version 3:
Die dritte und letzte Bauart ist zweiteilig
ausgeführt. Sie kam mit der Einführung der Injection-Modelle ab 1976 zum
Einsatz. Auf einem Innenring aus Aluguss ist die eigentliche Scheibe
angeschraubt. Dies war wohl produktionstechnisch unkomplizierter als bei den
gekröpften Vorgängerversionen. Allerdings steigt das Gewicht von ca. 1,8 auf
2 KG an (höhere ungefederte Masse). Außerdem hat die Scheibe keine Fenster,
was wiederum die Seitenwindempfindlichkeit der Maschine negativ
beeinflussen dürfte. Diese Scheibe ist ebenfalls hartverchromt. Das
abgebildete Teil hat ca. 20.000 Km gelaufen und wurde ebenfalls über viele
Jahre falsch gelagert. Auch hier haben die anliegenden Bremskolben einen
ohne Überdrehen nicht reparablen Schaden auf der Lauffläche hinterlassen
(kreisrunde Narben oben links). Wird die Scheibe auf eine Drehbank
nachgearbeitet, geht die restliche Hartchromschicht verloren und die
Scheibendicke wird geschwächt.
Aktualisiert am
14.10.2003
Wolfgang Dingeldein
www.wolfgang-dingeldein.de
Alle vorstehenden Erläuterungen erfolgen
unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung!
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